Störmthal (Grosspösna)

»Mein lieber Gellert Sie plagen sich imer mit meinen Söhnen … möchten diese doch Ihre freundschafft und gütigkeit so zu schätzen wißen wie ich …«
Gräfin Vitzthum von Eckstädt aus Störmthal 8. November 1759

Mit der Übernahme des Rittergutes durch das Geschlecht derer von Fullen 1675 begann die Blütezeit des Ortes. Der einflussreiche und finanzstarke Kriegsrat Statz Friedrich von Fullen ließ ein Schloss mit mehreren großen Wirtschaftsgebäuden errichten. Der großzügige Park, der Tiergarten, die sieben Fischteiche und ein heilkräftiger Brunnen galten als lohnende Ausflugsziele der Leipziger Bürger.

1722 wurde die baufällige, spätgotische Kirche teilweise abgerissen, umgebaut und barock mit Patronatsloge, Kanzelaltar, Taufe, umlaufender Empore und Gestühl ausgestattet. Die neue Orgel lieferte Silbermanns Meisterschüler Zacharias Hildebrandt. Im Störmthaler Kirchrechnungsbuch von 1723 ist vermerkt, dass sie »von dem berühmten Fürstlich Anhaltinischen-Cöthenischen Capellmeister und Directore Music: auch Cantore zu Leipzig Herr Johann Sebastian Bach, übernommen, examinieret, probiertet, auch vor tüchtig und beständig erkannt, und gerühmet worden« ist. Die Störmthaler Hildebrandt-Orgel, weitestgehend im Originalzustand erhalten, zählt zu den wertvollsten Orgeln Sachsens.

Ihren Klang genoss auch Christian Fürchtegott Gellert. Ab 1759 und besonders bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges hielt sich der von Krankheit gezeichnete Dichter oft und für mehrere Wochen zu Brunnenkuren in Störmthal auf. Er logierte bei der Familie Vitzthum von Eckstädt. Gellert schrieb 1760: »Meine Verrichtungen bestehen meistens darinne, daß ich die zeither unbeantworteten Briefe meiner Correspondenten beantworte, täglich ein Paar Stunden lese und die übrige Zeit den Unterredungen mit der Frau Gräfinn widme«. Die Gräfin, eine geborene von Fullen, verehrte Gellert aufrichtig, ließ sich von ihm in Erziehungsfragen ihrer Kinder beraten und Anwärter für Pfarrersstellen, wie für Löbnitz, Otterwisch oder Wölkau, empfehlen.