Gedenkorte

»… liebe Freundinn, sowohl die Beschreibung von Berggießhübel, das ich kaum den Namen nach gekannt habe, als auch die Geschichte von Ihrem Aufenthalte daselbst hat mich sehr unterhalten.«
Gellert an Christiane Caroline Lucius 8. August 1768

Lucius, seine eifrige und lebenslustige Dresdner Briefpartnerin, berichtete Gellert von ihrem Kuraufenthalt in Berggießhübel am 3. Juli 1768: »Wir leben hier einsam, ruhig und sehr ordentlich. Wir baden gleich früh um sechs Uhr, essen meistens Grünkraut, Gartengewächse, Sallat, Erdbeeren und alle Abende Milch, gehen sehr viel spazieren und befinden uns wohl dabey. Bey so wenig Zerstreuung und Geschäften, denke ich unaufhörlich an alles, was mir lieb ist und woran mein Herz einen zärtlichen und vergnügten Antheil nehmen kann; denn zu den traurigen und unangenehmen Gedanken darf man es, wie Sie wissen, im Bade nicht kommen lassen.« Der Poetengang in Berggießhübel mit einer Gedenktafel für Gellert und dessen Freund und Satiriker Gottlieb Wilhelm Rabener sind wohl aus Verehrung heraus gestiftet worden. Gellert selbst war nie dort.

Etwa in Höhe des Herrenhauses Rüdigsdorf/Kohren Sahlis und der Orangerie (Schwind-Pavillon) finden Sie in einzigartiger Natur den »Gellert-Brunnen«. Mündlichen Überlieferungen zufolge, soll Gellert zweimal, in den Jahren 1760 und 1764, in Rüdigsdorf; gewesen sein. Das Anfang des 19. Jahrhunderts erschienene Postlexikon behauptet: »Rüdigsdorf war ein Lieblingsauffenthalt Gellerts, der hier viele seiner Lieder dichtete. Darum giebt es hier auch noch einen Poetengang …«. Die genannten Lieder erschienen bereits 1757, Kontakte oder Erwähnungen Gellerts über einen Besuch lassen sich keine nachweisen. Poetenwege gab es damals vielerorts. Der Brunnen, im Postlexikon nicht genannt, dürfte unter dem Besitzer, Schriftsteller und Verleger Siegfried Leberecht Crusius entstanden sein. Er hatte 1805 das Gut in Sahlis geerbt, 1810 Rüdigsdorf dazu gekauft hat und fühlte sich dem Dichter überaus verbunden. Kurz nach Gellerts Tod gab er in seinem Leipziger Verlag »Das Grab Gellerts« heraus. In seiner Vorrede erklärte er: »Ich habe alles gelesen, was bisher auf Gellerts Tod gedruckt erschienen ist, und – ich glaubte, ich könnte mein Gedicht auch drucken lassen. [...] denn Gellerts Ehre, der die Triebfeder meiner Bemühungen war, wird dadurch desto mehr Glanz erhalten.«
In Rüdigsdorf könnte diese Wertschätzung zur Anlegung des Brunnens ganz im Sinne der Gellert’schen Philosophie geführt haben. Nach einem Artikel von Gaby Rauschenbach, 2007


»Ein Lehrer und Beispiel
der Tugend und Religion,
geb. 1715, gest. zu Leipzig 1769«

steht auf dem Denkmal am Wall in Neubrandenburg, das 1776 »hiesige Verehrer des verewigten Professor Gellert zu Leipzig« errichteten und inzwischen mehrmals restauriert worden ist. Die von Adolf Friedrich IV. (1738–1794), Herzog zu Mecklenburg-Strelitz, gestiftete Vase wurde durch eine Kopie ersetzt. Das verwitterte Original befindet sich im Regionalmuseum Neubrandenburg.